Nun ist seit bereits mehr als sechs Wochen alles anders. Geschäfte, Betriebe, Schulen, Kindergärten,

Lokale, Sportstätten, Vereine, alles zu. Ein Land (fast) im Hausarrest, neudeutsch im „Home Office“.

Alles wegen eines Virus, der sich „Corona“ nennt, sich explosionsartig ausbreitet und die Menschen

richtig krank macht. „Abstand“ ist das Gebot der Stunde, nein, der ganzen Zeit.

Was aber macht ein Posaunenchor, der weder miteinander proben, noch spielen kann? Chorprobe

per Videokonferenz? Nur das Instrument putzen, bis der Lack vollends ab ist? Und das auch noch

über die Osterfeiertage? Ostern ganz ohne gemeinsames Musizieren? Das geht gar nicht!

Bläserinnen und Bläser sind praktische Leute. Flugs stellten die Bezirks- und Landesposaunenwarte

im Evangelischen Jugendwerk für jede Woche ein Programm zusammen, „Chorprobe@home“, für

fleißiges Üben im stillen Kämmerlein, neudeutsch im Home Office. Natürlich auch mit Osterliedern.

Ganz Eifrige können sich bei „Coronabrass“ einklinken und mit sauber gestimmtem Instrument, dem

Takt per Knopf im Ohr und vor laufender Kamera ihre Stimme einspielen, um sie zentral zu einem

großen Ganzen zusammensetzen zu lassen. Eine Idee, die viele Musikgruppen hatten und deren

Umsetzungen durchweg großartig durch das Netz gingen. Natürlich fehlt dabei das Publikum. Und für

einen kleinen Chor wie den Posaunenchor des CVJM Eltingen ist das unbefriedigend.

Was geht zu Coronazeiten? Glücklicherweise dürfen sich zwei Menschen versammeln, auch Familien

dürfen gemeinsam in der Öffentlichkeit auftreten. Die Aktion der evangelischen Kirche, nach dem

Beispiel der italienischen Corona-Balkonkonzerte jeden Abend auf dem Balkon oder aus dem Fenster

das Lied „Der Mond ist aufgegangen“ zu singen, gab den Anstoß. Die Seelsorgerinnen der Leonberger

Altenheime baten, die in den Häusern isolierten Bewohner nicht zu vergessen.

So gab es plötzlich reichlich „Arbeit“ für den PC Eltingen: Am Abend (zumindest am Wochenende) in

Zweiergrüppchen vor den Heimen „Der Mond ist aufgegangen“ zu intonieren. Natürlich „lohnt“ es

sich nicht, wegen eines Liedes das Instrument auszupacken, das Repertoire ist groß. Die

Posaunenwarte hatten für die „Chorprobe@home“ extra „Corona-Liedblätter“ mit zweistimmigen

Sätzen für unterschiedliche Besetzung zusammengestellt, jede Woche zwei neue Blätter, genügend

Material in den verschiedenen Stimmlagen für etliche Auftritte zu zweit. Auch Ostern wurde auf

diese Weise musikalisch gewürdigt, vor dem Seniorenzentrum am Parksee, dem Samariterstift in der

Seestraße, dem Hospiz und vor der Seniorenresidenz Leonberg im Ramtel erklangen am

Ostermorgen jeweils an mehreren Stellen zweistimmige Osterlieder. Bisher gelang es dem Chor,

während der ganzen Coronazeit vor den Heimen zu musizieren, die Resonanz ist durchweg

überw.ltigend und die Aktion eine schöne Abwechslung zum alltäglichen Bläsertraining im

„Posaunenchor-Home-Office“.

 

Barbara Dengler